Dienstag, 14. März 2017

windkanal

es ist eine grosse
mittelsteile
und ziemlich breite
gepflasterte rampe
ein weg
zwischen den welten

links die gepflanzten zuchtsträucher,
gleich daneben: vierspuriger verkehr, zweispurige obenfahrende u-bahn
rechts drei kleine bäume und danach eine halbhohe geländermauer
mit dem privileg der nächtlichen neonbeleuchtung

oh du mein windkanal!

fussgänger, kinder, radfahrer (verbotenerweise!), ab und zu ein betriebsauto
viele schultaschen, kleine koffer, einkaufstaschen,
turnschuhe, stiefel, sandalen, schlapfen, kinderwägen
schieben sich hier in die eine oder
in die andere richtung

mit oder gegen den wind

meistens schnell
weil es der übergang ist
der übergangsweg
zwischen den terminen
zwischen den welten

zwischen drinnen - dem gelände
und draussen - der freiheit

der windkanal hilft und vertreibt das chaos
ordnet die gedanken

achtung: das betreten des windkanals erfolgt auf eigene gefahr und kann die durchlüftung des gehirns und der gedanken bewirken!

Dienstag, 7. März 2017

autonomie

er ist da und hat aufgaben zu vergeben
und ist freundlich rasiert
autonomie, wie immer

der nachbar ist ein ungepflegter, freundlicher alkoholiker
bequem für die anderen, wie immer

ein schneller abschied von der familie
ein hinauszögern beim hinausgehen aus dem bau
und noch ins internet, free

draussen ein schatten hinter dem rosenbusch, noch ohne blätter,
auf der anderen seite

ihr täglicher weg läuft längs der aufgestellten mistkübel
um die ecke beim grossen aschenbecher
schräg über den rasen, über die strasse, über den gepflasterten gehsteig, manchmal über den zebrastreifen, manchmal über den zweiten,

zwischen der hecke durch
die piste runter in die andere welt

mit dem einkauf in der hand nimmt sie den schatten wahr
hinter dem rosenbusch, noch ohne blätter
mit ihrer augenwinkelautomatik


beim abbiegeaschenbecher angekommen hört sie den pfiff von drüben und weiss, dass er ihr gehört,
der weisse schatten im der dunklen kapuze

autonomie, wie immer

Sonntag, 24. April 2016

zehn sekunden meer

der lkw hupt wie das horn eine schiffes von der strasse herein
die taube erschrickt, hebt ab und schwebt weiter als möwe
über die dächer des grossen hofes
das rauschen der meereswellen ersetzt den autolärm
der vierspurigen ausfahrtsstrasse und lässt die stadt vergessen
für zehn sekunden

Samstag, 2. April 2016

kaugummi-jahr

das wird ein langer abschied, sagt er
Und wir tun so, als ob wir es nicht gehört haben
sie sagt, es wird ein schwieriges jahr

alte ängste kommen nochmal hoch
die trauer ist immer da
wir sehen gern das alte schöne
wir schaffen gern das neue schöne
mit grosser kraft

Ipak - Trotzdem

melancholie ist nicht drin

es ist ein langes jahr
intensiv auf allen ebenen
wir wollen, dass es schnell vorüberzieht
es tut uns den gefallen nicht

der kaugummi wird immer länger
nur der knall der zerplatzenden gummiblasen lässt uns lächeln

Sonntag, 3. Januar 2016

jebo te! scheisse!

leitmayer und bratic lösen einen ganzen abend ihre 45-jahr-jubiläums-fälle
jebo te!
sagt bratic, als er ins loch fällt
ich fick dich!
und meint im deutschen: scheisse!

dazwischen ein kitschiger deutscher liebesfilm
tränenbäche an der kalten schneeluft,
als sie tanzen - das baldige liebespaar im tv
kitsch pur!

grosse liebe
schmerz
erinnerungen
fragen
war es je abwendbar?

es regnet in strömen im fernsehn
da fallen die tränen nicht auf
noch lebt er, sagt bratic

hand in hand, finger in finger bis zum einschlafen

da sein bis zum aufwachen

Sonntag, 6. Dezember 2015

monster

nur aus einem fenster konnte er es sehen
das parkende auto gegenüber
es war rot oder?
er lief extra hinauf
angst auf jeder stufe
es waren viele stufen
und der lange gang
und dann das kalte zimmer
die schmutzigen fenster
ja
das rote auto stand
dann
ein versammlungsritual zur begrüssung
dann
monsterallein
lieb schön brav u zu diensten ist pflicht
und
nichts sagen
es ist ohnehin alles nicht wahr
immerhin hatte er sich selbst auf das böse vorbereitet
die nichthilfe wird auf ewig ein rätsel bleiben

Mittwoch, 2. Dezember 2015

zehn minuten glück

die hände sprechen
miteinander
oder nicht

eine zehntelsekunde zu lange
verbleiben die finger
in der fremd-vertrauten hand des anderen
bei der übergabe des kaugummis

die hände besiegeln den neuen pakt
eine zehntelsekunde lang
gefühlt
zehn minuten

Montag, 30. November 2015

anleuchten

es ist dunkel und warm am gang.
ein moped hupt von der vierspurigen strasse durch den grossen, grünen hof zum fenster im 6. stock.
herbstlaubbäume und gegenüberfenster schauen neugierig ins dunkel herein.
der sessel wartet aufs runtergetragen werden in den letzten keller.
er ist bequem, es ist warm, still und dunkel.

zehn minuten kein aufzug und kein ganglicht.

jetzt müsste meditation schön sein, wenn man es beherrschte.
knapp dran, ohne es gelernt zu haben.
nur die zwei gespiegelten ganglichtschalter der zwei gespiegelten wohnungen leuchten rot.

die beiden roten punkte, sie leuchten einander an.
wie immer.

User Status

Du bist nicht angemeldet.

Aktuelle Beiträge

safe
es ist schon eine sehr schwer gemischte partie beim...
espressogossip - 2. Sep, 08:42
facetten (suchbild für...
von a -wie amazone über d - wie diva oder domina oder p...
espressogossip - 2. Sep, 03:15
dream-traum II (english)
you are a lamb you saw two: black and white that´s...
espressogossip - 2. Sep, 03:02
traum - dream I (deutsch)
Du sahst ein Lamm, nein Zwei sie waren schwarz und...
espressogossip - 2. Sep, 02:58
another love
sie bringt blumen und blüten und gute gerüche nur...
espressogossip - 2. Sep, 02:48

Links

Suche

 

Status

Online seit 4066 Tagen
Zuletzt aktualisiert: 2. Sep, 08:44

Credits


Profil
Abmelden
Weblog abonnieren